Eupen, den 3. Oktober2024 – Angesichts der alarmierenden Erkenntnisse aus dem jüngsten Bericht von Kaleido Ostbelgien (1), der zeigt, dass die intensive Nutzung von Smartphones und sozialen Medien die psychische Gesundheit von Jugendlichen weltweit schwer beeinträchtigt, wirft die Vivant-Fraktion der Regierung der DG schwere Versäumnisse beim Umgang mit dieser Thematik vor.
Der Kaleido-Bericht, der auf internationalen Daten und Studien basiert, unterstreicht eine drastische Verschlechterung der mentalen Gesundheit bei Jugendlichen – ein Trend, der auch für Europa gilt. Besonders erschreckend sind die Erkenntnisse zu steigenden Raten von Depressionen, Angstzuständen und Selbstverletzungen. „Diese Daten belegen eindeutig, dass es sich nicht nur um ein regionales Problem handelt, sondern um eine globale Gesundheitskrise, die sofortige Aufmerksamkeit erfordert“, erklärt Michael Balter, Fraktionssprecher von Vivant.
Kaleido zitiert bedeutende Forschungsergebnisse, einschließlich der Arbeiten von Jonathan Haidt, die besagen, dass die Übernahme der sozialen Interaktion durch digitale Medien zu einer „Katastrophe epischen Ausmaßes“ geführt hat. „Dies ist keinesfalls ein Nischenthema, wie noch in der Regierungserklärung am 23. September von Vertretern von ProDG und Ecolo behauptet. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Kinder schützen, indem wir konkrete Schritte unternehmen, um den Zugang und die Nutzung von Smartphones in Schulen streng zu regeln. Dies hat nichts mit Technikfeindlichkeit zu tun. Gerne würden wir den Kollegen folgen, die einen weniger drastischen Weg vorschlagen, nämlich Kindern und Jugendlichen den Umgang mit dem Smartphone beizubringen, ohne die Handynutzung an Schulen komplett zu verbieten. Vergessen wird dabei, dass die sozialen Medien und auch viele Spiele so programmiert sind, dass sie süchtig machen, um so den Nutzer möglichst lange an das digitale Endgerät oder die eigene App zu binden. Um dem widerstehen zu können, muss der Nutzer sein Vernunftzentrum im Stirnhirn nutzen. Dieses ist aber bei den meisten Menschen erst im Alter von 25 Jahren voll ausgebildet. Viele Kinder und Jugendliche verfügen also gar nicht über die psychischen Voraussetzungen, um den Reizen zu widerstehen. Wahrscheinlich kennt jeder in seinem Umfeld Erwachsene, denen es nicht viel besser geht. Insofern wäre es unverantwortlich, nicht konsequent zu handeln“, so der Vivant-Parlamentarier Alain Mertes.
Die Vivant-Fraktion betont, dass über die Einführung von Regeln hinaus eine gesellschaftliche Sensibilisierung und umfassende Medienerziehung notwendig sind, um Jugendlichen einen kritischen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. „Es ist lobenswert, dass einige Schulen bereits eigene Regelungen eingeführt haben, aber wir brauchen ein flächendeckendes Verbot und eine einheitliche Strategie, um das Wohlbefinden unserer Kinder effektiv zu schützen“, fügt Elena Peters, Vivant-Parlamentarierin, hinzu.
Die Einführung eines verbindlichen Handyverbots wäre ein wichtiger Schritt, um die schulische Konzentration zu fördern, die sozialen Interaktionen zu stärken und den negativen Auswirkungen der digitalen Abhängigkeit entgegenzuwirken. „Die wertvolle Schulzeit unserer Kinder und Jugendlichen darf nicht durch Ablenkungen verschwendet werden“, betont Peters.
Kaleido bestätigt mit seinem Bericht die Forderungen von Vivant und geht in einigen Punkten sogar noch weiter. Die Vivant-Fraktion unterstützt die Forderungen von Kaleido in ihrer Gänze und ruft die DG-Regierung dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und ein klares Zeichen zu setzen, indem sie ein flächendeckendes Handyverbot für Grund- und Sekundarschulen beschließt und somit das Wohl unserer Kinder in den Vordergrund stellt.
Alain Mertes macht schon seit Jahren in Plenar- und Ausschusssitzungen auf diese Problematik aufmerksam und hatte noch vor den Wahlen einen fraktionsübergreifenden Dekretvorschlag für ein umfassendes Handyverbot an Schulen angeregt. „Leider wurde dies von den damaligen Kollegen abgelehnt. Wir haben dem Bildungsausschuss daher nun den Vorschlag unterbreitet, Kaleido schnellstmöglich in dieser Sache anzuhören und gemeinsam Maßnahmen zur Eindämmung der Smartphone-Nutzung an Schulen zu erarbeiten. Dass Mehrheit und Regierung, ja selbst Oppositionskollegen die Appelle von Vivant ignorieren, ist nicht neu. Internationale Studienergebnisse sollten aber ernst genommen werden, vor allem wenn Vertreter der Mehrheit, wie letzte Woche im Parlament geschehen, erklären, ihr politisches Handeln an soliden Studien ausrichten zu wollen. Fakt ist, wir dürfen nicht länger warten. Die Zeit zu handeln ist jetzt“, schließt Mertes.
Vivant-Fraktion im PDG
Elena Peters, Diana Stiel, Alain Mertes, Michael Balter