Offen für Neues und das Alte bewahren

Viel wird in den letz­ten Jah­ren über die Digi­ta­li­sie­rung gespro­chen: Für die einen ist es ein All­heil­mit­tel und muss auf Bie­gen und Bre­chen, kos­te es was es wol­le, durch­ge­setzt wer­den. Es scheint bald so, als ob es nicht ohne Smart­phone, Lap­tops und Co. geht.

Auch wir sind Befür­wor­ter der Digi­ta­li­sie­rung. Aber Vivant for­dert ein Vor­an­trei­ben die­ser mit Augen­maß, ohne ein Igno­rie­ren der Gefah­ren für Kin­der und Jugendliche.

Und wir for­dern, dass jeder das Recht hat, For­mu­la­re ana­log — also auf Papier — aus­fül­len zu kön­nen und dass jeder das Recht hat, über­all mit Bar­geld zu zahlen.

In den letz­ten Jahr­zehn­ten haben wir die enor­men Vor­tei­le erlebt, die die Digi­ta­li­sie­rung mit sich gebracht hat. Doch bei all den Vor­tei­len gibt es auch nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Gesell­schaft, die die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen bei aller Eupho­rie ger­ne aus den Augen ver­lie­ren. Dabei geht es nicht nur um die Pro­ble­me der Daten­si­cher­heit, ‑mani­pu­la­ti­on oder Kri­mi­na­li­tät. Es geht viel­mehr um sozia­le Iso­la­ti­on, nicht geschütz­te Pri­vat­sphä­re, Sucht­ge­fahr, Lern­de­fi­zi­te und den Kampf mit gefil­ter­ten, unrea­lis­ti­schen Stan­dards, die in der rea­len Welt fast unmög­lich zu errei­chen sind.

Goog­le und ande­re gro­ße Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men haben bereits erkannt, dass die digi­ta­le Tech­no­lo­gie im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ent­mensch­li­chend wirkt, da sie die Not­wen­dig­keit einer rea­len mensch­li­chen Inter­ak­ti­on über­flüs­sig macht. In einer rea­len Inter­ak­ti­on kann man z.B. aus der Art und Wei­se, wie jemand sitzt, wie jemand die Hand schüt­telt oder aus einem win­zi­gen Heben der Augen­braue eine Men­ge Infor­ma­tio­nen ablei­ten. Digi­tal geht das nicht. Des­halb haben die­se Unter­neh­men bereits gut doku­men­tier­te, ana­lo­ge Gegen­maß­nah­men in ihren Betrie­ben eingeleitet.

Sicher, es gibt enor­me Vor­tei­le durch die Digi­ta­li­sie­rung, aber wir leben immer noch in einer ana­lo­gen Welt. Wir berüh­ren immer noch Din­ge mit unse­ren Hän­den, hören mit unse­ren Ohren und sehen mit unse­ren Augen. Solan­ge wir phy­si­sche Lebe­we­sen in einer phy­si­schen Welt sind, wer­den wir ana­lo­ge Inter­ak­tio­nen anders und oft wich­ti­ger bewer­ten als rein digi­ta­le. Bei aller Digi­ta­li­sie­rung soll­ten wir also nicht das Wich­tigs­te ver­ges­sen, den Men­schen! Ein jeder sehnt sich nach mensch­li­chen Bezie­hun­gen, nach mensch­li­cher Bestä­ti­gung, ein­fach nach dem Mensch­sein. Das funk­tio­niert auch in moder­nen Zei­ten nach wie vor am bes­ten analog.

Was wir brau­chen, ist ein gesun­des Gleich­ge­wicht, denn der Mensch ist mehr als nur Daten. Las­sen Sie uns das Digi­ta­le gezielt und sinn­voll ein­set­zen und dabei das Ana­lo­ge bewahren!

Dia­na Stiel, Alain Mer­tes, Micha­el Balter

Ver­öf­fent­licht im Grenz­Echo vom 02.02.2023.