Corona-Impfung, ein Experiment?

Vor nicht all­zu lan­ger Zeit hieß es, dass die Pan­de­mie erst been­det ist, wenn der Impf­stoff da ist. Kaum war er da, hat sich der Tenor dahin­ge­hend ver­än­dert, dass die Maß­nah­men schon noch min­des­tens ein Über­gangs­jahr lang bestehen blei­ben müs­sen, da die Imp­fung ja nur vor schwe­rem Ver­lauf schützt, nicht aber vor Infek­ti­on und natür­lich Wei­ter­ga­be die­ser Infektion.

Nichts­des­to­trotz heißt es nun Durch­imp­fen. Das ist zum jet­zi­gen Zeit­punkt die wich­tigs­te Stra­te­gie von Poli­tik und Medi­en im Kampf gegen das Virus. 
Risi­ken und Neben­wir­kun­gen sind da natür­lich nicht erwünscht, und so wird wei­ter eine Effek­ti­vi­tät des Impf­stoffs zwi­schen 95 und 100 % ange­ge­ben. Doch die­se Zah­len sind mit Vor­sicht zu genießen.

Die Impf­emp­feh­lun­gen der Regie­rung basie­ren sich ja auf der Tat­sa­che, dass es bei jün­ge­ren bis mit­tel­al­ten Men­schen sehr sel­ten schwe­re, lebens­ge­fähr­li­che Ver­läu­fe gibt, dies aber bei Alten und vor allem Hoch­be­tag­ten eine töd­li­che Gefahr dar­stel­len kann. Die Schluss­fol­ge­rung ist dann auch, dass man zuerst die­se Grup­pe durchimpft.

Nun berich­tet aber das RKI in sei­nem Epi­de­mio­lo­gi­schen Bul­le­tin 2/2021 vom 14. Januar1 widersprüchliches. 
Auf Sei­te 27 heißt es dort, dass sich „in der alters­stra­ti­fi­zier­ten Ana­ly­se ver­gleich­bar hohe Effek­ti­vi­täts­schät­zer zeig­ten, die aller­dings bei klei­ner wer­den­den Alters­grup­pen bzw. Fall­zah­len teil­wei­se wei­te Kon­fi­denz­in­ter­val­le auf­wie­sen bzw. nicht mehr sta­tis­tisch signi­fi­kant waren. In der höchs­ten Alters­grup­pe (≥ 75 Jah­re) ist daher eine Aus­sa­ge über die Effek­ti­vi­tät der Imp­fung mit hoher Unsi­cher­heit behaf­tet.“ Auf Deutsch: Genau bei denen, die über 75 Jah­re alt sind und damit am gefähr­dets­ten, weiß man nichts Genaues!

Wenn man sich die Zah­len der „Impf­stoff-Stu­die“ genau­er ansieht, ergibt sich für die Alters­grup­pe 75 plus eine Schwan­kungs­brei­te von ‑13 Pro­zent bis 100 Pro­zent (Sei­te 27, Tabel­le 8). Das bedeu­tet: Zu 95 Pro­zent liegt die Effek­ti­vi­tät der Imp­fung zwi­schen minus 13 Pro­zent und 100 Pro­zent. Mit ande­ren Wor­ten: Die­ses Ergeb­nis sagt rein gar nichts aus. Denn es könn­te auch sein, dass die schwe­ren Fäl­le ver­stärkt auf­tre­ten, eben bis zu minus 13 Pro­zent Effek­ti­vi­tät, also mit einer nega­ti­ven Auswirkung.

Beim Moder­na-Impf­stoff sind die Wer­te sogar noch schlech­ter, denn hier wur­den in der „Stu­die“ so wenig über 75-Jäh­ri­ge getes­tet, dass über­haupt kein Kon­fi­denz­in­ter­vall ange­ge­ben wird. Hier ist die Wirk­sam­keit also völ­lig im Dun­keln (S. 28, Tabel­le 9, 4. Zeile).
Ganz ein­fach aus­ge­drückt bedeu­tet dies, der Impf­stoff kann unse­ren Älte­ren hel­fen, kann ihnen aber auch scha­den. Man weiß es ein­fach nicht. Und da man es nicht weiß, ist Vor­sicht geboten.

Dia­na Stiel
Alain Mertes
Micha­el Balter

Quel­le: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/02_21.pdf?__blob=publicationFile