Resolutionsvorschlag für ein Moratorium zu 5G vom Parlament abgelehnt

Am 20. Mai 2020 hat die Vivant-Frak­ti­on einen Reso­lu­ti­ons­vor­schlag zum Aus­bau des 5G-Mobil­funk­net­zes im Par­la­ment der DG hinterlegt.

5G soll hohe Daten­über­tra­gungs­ra­ten für indus­tri­el­le Anwen­dun­gen wie bei­spiels­wei­se auto­no­mes Fah­ren und Robo­tik gewähr­leis­ten, wes­halb Tele­kom-Unter­neh­men, Indus­trie­zwei­ge und Regie­run­gen welt­weit die­ser neu­en Ent­wick­lung unge­dul­dig ent­ge­gen­se­hen. Ande­rer­seits meh­ren sich in der Bevöl­ke­rung sowie unter Ärz­ten und Wis­sen­schaft­lern die Zwei­fel an der gesund­heit­li­chen Unbe­denk­lich­keit die­ser Tech­nik. Es gibt Stu­di­en, die gesund­heit­li­che Beden­ken bezüg­lich der 5G-Tech­no­lo­gie auf­zei­gen. Vor allem, da 5G zu den bereits vor­han­de­nen Mobil­funk­tech­ni­ken 2G, 3G und 4G hin­zu­kommt. Dadurch wird die Funk­strah­lung kumu­liert und expo­nen­ti­ell erhöht. Die Fol­gen für die mensch­li­che Gesund­heit sind unklar, aber vor­han­de­ne Stu­di­en zei­gen bereits den reel­len nega­ti­ven Ein­fluss die­ser Strahlung.

Gera­de des­halb for­dert Vivant in ihrem Reso­lu­ti­ons­vor­schlag, dass das Vor­sor­ge­prin­zip drin­gend und umfäng­lich ange­wandt wird, um die Bür­ger vor mög­li­chen Spät­fol­gen zu schüt­zen. Des Wei­te­ren for­dern wir ein Mora­to­ri­um, also einen gesetz­lich ange­ord­ne­ten Auf­schub, bis Lang­zeit­stu­di­en vor­lie­gen, alle Fra­gen geklärt sind und die gesund­heit­li­che Unbe­denk­lich­keit zwei­fels­frei beschei­nigt wer­den kann.

Fol­gen­de For­de­run­gen wur­den an das Par­la­ment und die Regie­rung der Wal­lo­ni­schen Regi­on, der Flä­mi­schen Regi­on und der Regi­on Brüs­sel-Haupt­stadt gerich­tet: Die ver­ant­wort­li­chen Poli­ti­ker sol­len sich inten­siv mit den von zahl­rei­chen Wis­sen­schaft­lern und Ärz­ten geäu­ßer­ten Gesund­heits­ri­si­ken und allen ande­ren Risi­ken im Zusam­men­hang mit der 5G-Mobil­funk­tech­nik aus­ein­an­der­set­zen, die für Mensch, Tier und Umwelt ent­ste­hen kön­nen. Außer­dem sol­le das Vor­sor­ge­prin­zip gezielt ange­wen­det wer­den und die Grenz­wer­te für elek­tro­ma­gne­ti­sche Strah­lung in der Wal­lo­ni­schen Regi­on, der Flä­mi­schen Regi­on und in der Regi­on Brüs­sel-Haupt­stadt nach unten ange­passt wer­den. Dies sei auf Basis der Erkennt­nis­se unab­hän­gi­ger Wis­sen­schaft­ler und For­schungs­in­sti­tu­te notwendig.

An die Regie­rung der DG wur­de der Auf­trag for­mu­liert, die­se For­de­run­gen zu ver­tre­ten und dabei ganz beson­ders die gesund­heit­li­chen Inter­es­sen der Bevöl­ke­rung der DG zu berück­sich­ti­gen. Die Regie­rung sol­le sich eben­falls bei den regio­na­len Par­la­men­ten, der Föde­ral­re­gie­rung und dem EU-Par­la­ment für ein Mora­to­ri­um für den Auf- und Aus­bau der 5G-Mobil­funk­net­zes einsetzen.

Ab Sep­tem­ber 2020 wur­de der Reso­lu­ti­ons­vor­schlag dann im zustän­di­gen par­la­men­ta­ri­schen Aus­schuss vor­ge­stellt und dis­ku­tiert. Nach meh­re­ren Sit­zun­gen spra­chen sich die Mehr­heits­kol­le­gen sowie Eco­lo gegen ein Mora­to­ri­um des Aus­baus des 5G-Netz­wer­kes aus, nur die CSP ent­hielt sich. Die Ableh­nung unse­res Reso­lu­ti­ons­vor­schlags wur­de mit der Wich­tig­keit der Tech­no­lo­gie für Indus­trie und Wirt­schaft begrün­det. Dies wur­de wäh­rend der Dis­kus­si­on im Aus­schuss immer wie­der betont: Es gehe bei 5G haupt­säch­lich um die Vor­tei­le und den Nut­zen für Indus­trie und Wirt­schaft. Für die Bür­ger gebe es bei einem flä­chen­de­cken­den 5G-Aus­bau kaum Vor­tei­le. Lei­der wur­den die gesund­heit­li­chen Beden­ken nicht tie­fer­ge­hend the­ma­ti­siert, son­dern die Ver­ant­wor­tung auf poli­ti­scher Ebe­ne nach oben abge­ge­ben, d.h. an die Wal­lo­ni­sche Region.

Bei Abstim­mung über den Reso­lu­ti­ons­vor­schlag am 15. Juni 2021 im Aus­schuss wur­de die­ser dann mit 6 Nein­stim­men gegen 1 Jastim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen abgelehnt.

Trotz­dem bleibt das The­ma aktu­ell, da es jeden Bür­ger betrifft, der ein Mobil­funk­netz nutzt – und das ist heut­zu­ta­ge so gut wie jeder.

Dass vie­le Bür­ger, auch in der DG Beden­ken haben, zeigt auch eine Peti­ti­on für ein Mora­to­ri­um des 5G-Aus­baus, die von 1.776 Bür­gern unter­zeich­net und im Par­la­ment hin­ter­legt wur­de. Die­se wur­de qua­si zeit­gleich im zustän­di­gen Aus­schuss behan­delt. Lei­der zeig­ten sich die Par­la­men­ta­ri­er der DG wenig ent­schlos­sen, die Inter­es­sen der Peten­ten zu ver­tei­di­gen. Da erscheint es doch son­der­bar, dass das DG-Par­la­ment mit hohem finan­zi­el­lem Auf­wand einen Bür­ger­dia­log betreibt, aber auf die spon­tan for­mu­lier­ten Sor­gen enga­gier­ter Bür­ger nicht wirk­lich ein­geht und die­se letz­ten Endes ignoriert.

Die neue 5G-Tech­no­lo­gie, die flä­chen­de­ckend zum Ein­satz kom­men soll, ist bis­her nicht genü­gend erforscht wor­den und vie­le der bis­her vor­lie­gen­den Stu­di­en las­sen ein lang­fris­ti­ges Gesund­heits­ri­si­ko befürchten.

Die Ver­gan­gen­heit soll­te uns eigent­lich gelehrt haben, dass es fahr­läs­sig ist, die kurz­fris­ti­gen Inter­es­sen von Wirt­schaft und Indus­trie über den gesund­heit­li­chen Inter­es­sen der gesam­ten Bevöl­ke­rung zu stel­len. Wir Men­schen sind kei­ne Ver­suchs­ka­nin­chen. Vivant ist mit die­ser Vor­ge­hens­wei­se in Sachen 5G nicht einverstanden!

Alain Mer­tes
Dia­na Stiel
Micha­el Balter

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